Am 3. 8.2016 hat das IOC (International Olympic Comittee) in seiner Hauptversammlung in Rio beschlossen, Skateboarding in das Programm der Olympischen Spiele in Tokyo 2020 aufzunehmen. Der Weg für eine Erweiterung des Olympia-Programms war durch die Agenda 2020 von IOC-Präsident Thomas Bach im Dezember 2014 geebnet worden. Das bisherige Limit von 28 Sommersportarten wurde de facto aufgehoben, die Olympia-Gastgeber können Vorschläge für weitere Sportarten machen. Die Organisatoren der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio hatten dem IOC fünf neue Sportarten für die Aufnahme in ihr Programm empfohlen: Baseball/Softball, Karate, Sportklettern, Skateboarden und Surfen. Die Auswahl zusätzlicher Sportarten durch das IOC gilt dann immer nur für diese Spiele. Ob Skaten dauerhaft zum olympischen Programm gehören wird ist damit noch nicht entschieden.
Die Entscheidung hat eine Vorgeschichte
Im Herbst 2013 hatte das IOC die 2004 gegründete International Skateboarding Federation (ISF ) ausgewählt um bei den ersten olympischen Jugendspielen in Nanjing in der Zeit vom 17.8. bis 27.8.2014 eine zweitägige Demonstration mit Street und Vert vorzuführen. ISF Präsident ist Gary Ream.
Diese Demonstration war als Test für die Olympiatauglichkeit der Skater gedacht, da das IOC dringend nach neuen Wettbewerben sucht um die Spiele künftig noch attraktiv zu machen für jüngere Leute.
Die ISF hatte zu diesem Demonstrationswettbewerb für Männer und Frauen u.a. folgende Skater eingeladen: Renton Millar, Leticia Bufoni, Kelvin Hoefler, Tomas Vintr, Lizzie Armanto und etliche chinesische Skater. Für den Wettbewerb hat sie vor Ort einen neuen Skatepark gebaut, der anschließend den Chinesen überlassen wurde (siehe Fotos). Die Wettkämpfe waren aus Sicht des IOC ein Erfolg, Thomas Bach persönlich sah sich Teile davon an und war begeistert. Gegenwärtig ist die Federation International Roller Sports (FIRS) der eigentliche sportliche Weltfachverband, der für das IOC Ansprechpartner ist. Auch der Deutsche Rollsportverband (DRIV) ist Mitglied der FIRS. Als Skateboard Repräsentant der FIRS haben die Vereine, die aktuell im DRIV im Rahmen der Skateboardkommission zusammenarbeiten Titus Dittmann benannt. Er wird dabei von Ralf Middendorf unterstützt.
Seit einiger Zeit gibt es international Streit darüber, wer für das IOC der richtige Ansprechpartner ist: FIRS (http://www.rollersports.org/) oder ISF. Das IOC hat sich im Moment nicht festgelegt. In den nächsten Monaten werden wir erfahren, welche Organisationen dafür zuständig sein werden die geplanten 80 Teilnehmerplätze (40 Männer und 40 Frauen) in zwei Disziplinen zu bestimmen und nach welchen Regularien der Nominierungsprozess ablaufen wird. Ob und wie viele deutsche Fahrerinnen und Fahrer dabei sein werden ist völlig unklar.
Passt Skateboarding zu Olympia?
Die Frage ist stark umstritten in der Szene. Die Fürsprecher glauben, dass die Spiele der Sportart einen wahnsinnigen Schub verpassen könnten. Durch die größere Akzeptanz in der Sportwelt, könnte sich Skating über den Status als Funsport erheben, wodurch Sponsoren aufgeschlossener für neue Anlagen, Contests und soziale Projekte der Szene wären.
Gerne wird an dieser Stelle allerdings darauf verwiesen, dass eher Olympia die Skater-Szene dringend braucht, um sich der nötigen Verjüngungskur zu unterziehen. So hat bei den Winterspielen das Snowboarden dafür gesorgt, dass auch jüngere Menschen erreicht werden konnten. Diesen Effekt soll anscheinend auch das Skateboarding leisten.
In den USA wurde bereits vor Monaten eine Petition gestartet, mit der sich Skater gegen ihren Sport als Teil olympischer Spiele aussprechen:
“ … The typical skateboarder does not have anything in common with an Olympian athlete. Athletes train endlessly, have trainers, coaches, hard schedules to keep, many competitions and a true dedication to their goal of winning a gold metal. Skateboarding does not fit this scenario. The majority of skateboarders do not have a desire to compete against other countries. Skateboarders do not work upward towards a competitive goal of receiving metals. Skateboarding is an individual creative activity and skaters enjoy lesser known, non-televised, informal competitions among their peers with no corporate sponsors for the mere purpose of having fun.” http://www.thepetitionsite.com/de/takeaction/656/763/888/
Es bleibt abzuwarten wie es nun weitergeht. Die deutschen Skater werden allerdings nur Einfluss auf die kommende Entwicklung nehmen können, wenn es gelingt, dem organisierten Teil der Szene in Form von Vereinen im Deutschen Rollsport- und Inline Verband eine Stimme zu geben. Unser Verein ist seit langem im IRVB in Berlin Mitglied und stellt über diesen Weg auch ein stimmberechtigtes Mitglied in der nationalen Kommission (http://driv.de).
Hans-Jürgen Kuhn (Vorsitzender der Skateboard-Kommission)